Das Jahr der bröckelnden Sicherheiten
Endlich. Eine Atempause nach dem Coronawinter. Ein kleines bisschen Erholung nach der Krise. Mit dem Jahresbeginn war endlich die lang ersehnte Entspannung von Maskenpflicht und Abstandsgebot, das Ende von Lockdown, Testpflicht und Home-Office in Sicht. Vielleicht war die Pandemie noch nicht ganz vorbei, aber wir konnten in Klassenräume, Hörsäle und Büros zurückkehren, am Wochenende mit Freunden in Restaurants gehen und Konzerte besuchen. Fast wie vor der Pandemie. Fast wieder normal.
Dann diese schrecklichen Nachrichten: Russische Panzer im Donbass. Luftalarm in Kiew. Artilleriefeuer am Atomkraftwerk Saporischschja. Die Bilder von einstürzenden Wohnblöcken, von Familien, die sich in Kellern vor Luftangriffen verstecken, von Frauen und Kindern, die sich in überfüllte Züge drängen, werden uns wohl lange nicht mehr aus dem Kopf gehen. Und dann ist da noch das Bild eines Kremlchefs, der der NATO mit der nuklearen Option droht – „das ist kein Bluff“.
Plötzlich steht der Krieg direkt an unserer Türschwelle. Inflation und Energiekrise haben uns zehn Monate des Jahres begleitet. Aber können wir uns am Jahresende nicht für einen Moment zurücklehnen, durchatmen und nur für einen Augenblick die harte Realität vergessen? Gibt es vielleicht etwas, das uns auch nur den Anflug eines Gefühls von Normalität geben kann? Der Fußball jedenfalls nicht. Zu viele Menschenleben hat der Bau von WM-Stadien in Katar gefordert, zu viele Kommentare des FIFA-Präsidenten haben zu viele Debatten losgetrieben. Deutschland kommt nicht in Fußballstimmung, will es gar nicht.
2022 war das Jahr, in dem felsenfest geglaubte Sicherheiten bröckelten. Die erste Großoffensive in Europa seit 1939. Explodierende Energiepreise. Angst vor einem nuklearen Krieg. Eine WM, die mehr politisches Drama als Fußballwettkampf ist. Wir stecken mitten drin, sind ohnmächtig, immer wieder von den News überwältigt. Doch es gibt jemanden, der eine andere Perspektive hat. „Siehe, die Völker sind wie ein Tropfen am Eimer; wie ein Stäubchen in den Waagschalen sind sie geachtet“ (Jesaja 40,15; SLT). In der Bibel begegnet uns ein Gott, der weit über allem steht, was uns in diesem Jahr beschäftigt hat – über den Kämpfen im Donbass, den Unruhen in Teheran, den Kontroversen um Katar. Dieser Gott ist der Fixpunkt. Die Konstante. Die felsenfeste Sicherheit, die niemals bröckeln wird. Auch dann, wenn es scheinbar nichts mehr gibt, an dem du festhalten kannst – nimm seine Hand!