Nicht urteilen oder nicht verurteilen?
Es gibt so ein paar Sätze von Jesus, die auch Nichtchristen sehr gut kennen. Einer davon steht im Abschnitt aus Matthäus 7,1-5.
Man hört ihn immer dann, wenn man selbst wegen einer Meinung oder so angegriffen wird. »Du magst meine Meinung nicht? Du darfst mich als guter Christ gar nicht verurteilen!« oder: »Du magst mein Verhalten nicht? Wer bist du, dass du mich verurteilst? Schau dir erstmal deine eigenen Probleme an, bevor du was zu mir sagst.«
Aber will Jesus wirklich, dass wir über nichts urteilen? Eigentlich endet Jesus ja schon damit, dass wir ja »den Splitter aus dem Auge des Bruders ziehen« (Vers 5b).
Wie ist das also gemeint? Bei Bibelstellen, wo das etwas unklar ist, ist es immer gut, noch andere mitzulesen. Kurz nach dem Abschnitt spricht Jesus über falsche Propheten. Und falsche Propheten sind jetzt keine Peanuts. Also sollen wir schon irgendwie urteilen... In Johannes 7,24 sagt Jesus sogar: »Urteilt nicht nach dem äußeren Schein, sondern bemüht euch um ein gerechtes Urteil!« [NGÜ] Einmal sagt Jesus also: »Richtet nicht«. Und einmal sagt er: »Richtet gerecht«.
Es geht also in dem Abschnitt in Matthäus 7,1-5 darum, dass Jesus falsches Richten kritisiert. Sechs Fehler passieren dabei immer wieder:
- Wir richten zu schnell und deshalb oberflächlich.
- Wir richten falsch.
- Wir richten die Falschen (Sprüche 9,7-8).
- Wir richten und ignorieren die gleichen Probleme bei uns.
- Wir richten ohne Freundlichkeit und Gnade (Titus 3,2).
- Wir richten, um selbst besser dazustehen und nicht um weiterzuhelfen Jesus sensibilisiert uns dafür, dass unser eigenes Urteilsvermögen begrenzt und fehlerhaft ist, und dass es wichtig ist, Gnade, Verständnis und Vergebung gegenüber anderen zu praktizieren, bevor wir Urteile fällen. Mit der Bibel als Maßstab und diesen Punkten im Hinterkopf ist das Richten schon okay.
Wenn du das nächste Mal in einer Diskussion darüber bist, helfen dir die sechs Punkte vielleicht weiter und du kannst diesen Abschnitt vielleicht auch Menschen erklären, die das immer sehr einseitig verstanden haben.
»Es ist falsch, zu verurteilen, aber es ist nicht falsch, zu beurteilen. Verurteilen stellt mich über dich, wo ich nicht hingehöre. Beurteilen sieht, was ein gottgefälliges Leben entweder fördert oder behindert – in mir und in dir – und nährt die Hoffnung, dass wir gemeinsam reifen.« (Larry Crabb)