Herbei, oh ihr Untreuen
Ich kniff die Augen zusammen. Dachte erst, ich hätte mich verlesen, weil meine Spotify-Playlist oft ein ziemliches Chaos ist. Tausende Songs aus knapp 70 Genres. Zu Weihnachten kommen da immer nochmal Weihnachtslieder dazu, die ich noch gar nicht kenne. Und Anfang Dezember stolperte ich dann über »O Come, all you unfaithful«. Nicht »Herbei, O ihr Gläubigen«, sondern »Ihr Untreuen”.💡Der Titel raubte mir fast den Atem. Kommt, ihr Schwachen und Unbeständigen. Kommt, ihr Verzweifelten und Wartenden. Kommt, wenn euch beten schwerfällt. Kommt, alle vom Leben Verbitterten und Zerbrochenen. Kommt mit den Ängsten, die nie ausgesprochen wurden. Kommt, wenn ihr euch verstecken wollt. Kommt, ihr Schuldigen. Kommt, wenn ihr nichts zu bringen habt. Für euch ist Jesus. Für euch ist er geboren. Sei sicher, dass du nicht allein bist, sondern dass es darum geht, was Gott gemacht hat: Er kam, um uns zu begegnen! Pures Evangelium!
Ich lebe in einem Umfeld, in dem Menschen, die wenig über Gott wissen, genau das Gegenteil über Jesus denken. Weihnachten ist für »die Gläub’gen«, für die Treuen, für die Starken, für die Heiligen, für die »Elite« der Gemeinde und Kirche.
Der Song durchbricht das Klischee des harmonischen Weihnachtens, bei dem wir alle super fromm und lieb und gut in der gemütlichen Hütte am Feuer sitzen und in der Bilderbuchfamilie Geschichten vorlesen, in denen alles perfekt ausgeht. Der Fokus sind plötzlich nicht unsere starken Gotteserfahrungen, durch die wir uns besonders kraftvoll und heilig durch Jesus wahrnehmen, sondern bedürftig sind.
Bedürftigkeit zugeben und Nöte zu offenbaren ist irgendwie gar nicht so weihnachtlich, weil das Fest bei Christen so perfekt geschmückt, so teuer (durch die besonderen Geschenke), so aufwändig durch unsere besonderen Gottesdienste im Dezember vorkommt.
Was kannst du dafür tun, damit mehr Leute checken, dass unser Gott die Untreuen, Verbitterten und Verängstigten an Weihnachten ruft? Was kannst du jemandem bekennen?