Der Landstreicher

Diese bohrende Sehnsucht in meinem Herzen. Nach Gott, nach meinem Papa im Himmel. Sie ließ mich nicht mehr los. Doch irgendwie schien er für mich gerade so weit weg zu sein. So unerreichbar und unnahbar. Ich lief alleine durch den Abend und war in Gedanken. Ich betete und hoffte, dass er sich mir auf klare Weise zeigen würde. Doch was ich dann erlebte, war so viel mehr als ich je zu hoffen gewagt hatte…

Ich begegnete einen knapp 60 Jahre alten Landstreicher – den Norbert. Er grüßte von der anderen Straßenseite freundlich und machte einen Witz in meine Richtung. Er plapperte fröhlich, dass er zwar sein Liebstes vor wenigen Tagen verloren hätte, doch Jesus bei ihm ist. „Ähm Jesus? Bist du auch mit ihm unterwegs?“, fragte ich ihn erstaunt. „Ja klar, er ist mein treuer Begleiter.“ Wow, ich staunte nicht schlecht. Wie schön! Seine strahlenden Augen sprachen dabei Bände. Im Gespräch gab er einige Bibelverse weiter, die gerade zum Gespräch passten. Sein Herz war voller Vertrauen, Dankbarkeit und Freude. Als ich mich auf dem Weg machen wollte, bot er an, mich zu begleiten.

Dabei kamen wir an seiner Hütte vorbei. Das Radio lief und verbreitete eine friedliche Atmosphäre. Ich ließ mich auf einen kleinen Zwischen-Stopp ein und wir setzten uns auf Baumstümpfen unter dem freien Himmel. Später holte Norbert noch seine Gitarre raus und fing an, aus voller Kehle paar selbstgeschriebenen Songs zu spielen. Sein Lied klang durch den Abend. Und das alles berührte zutiefst mein Herz. Seine Freude. Die vielen tröstenden Bibelworte. Das ehrliche Gespräch über Gott. Und auch der wunderbare Sound seiner Gitarre.

Vor allem aber das Bewusstsein darüber, dass Gott mein Gebet auf besondere Weise erhört hat. Er war mir durch diese Begegnung mit Norbert begegnet. Als ich dann aufbrach um heimzugehen, war mein Herz so leicht und voller Vertrauen. Ich wusste: Ich folge einem Gott, der mich absolut im Blick hat und dem viel daran liegt, mich zu ermutigen und wieder frohzumachen.