Einfach Freund sein

Vor kurzem traf ich mich mit meinem Mentee in der Stadt, um bei leckerem Apfelstrudel und Latte Macciato ein wenig zu plaudern. Als ich später noch kurz durch die Einkaufspassage schlenderte, wurde ich von einem Vertreter von den „SOS Kinderdörfern“ angesprochen - ein Jugendlicher mit muslimischen Hintergrund. Er stellte mir die Arbeit vor und setzte sich sehr überzeugend dafür ein, damit ich mich für diese Arbeit investiere. Im Gespräch bestätigte ich seine Überzeugung, dass wir alle die Not in der Gesellschaft sehen sollten und jeder Mensch mit anpacken sollte. Er wunderte sich, dass ich es genauso wichtig fand und er mich also nicht erst überzeugen musste. Darauf erzählte ich ihm, dass Jesus Christus mich liebt und mir meine Schuld vergeben hat. Aus dieser Liebe heraus ist es mir auch wichtig, andere Menschen zu lieben und mich für sie einzusetzen.

Irgendwie bewirkte unser Gespräch etwas in ihm. Er wurde plötzlich sehr offen mir gegenüber und erzählte mir davon, wie sehr er sich nach echten Freundschaften sehnt. In Vergangenheit sei er oft von vermeintlichen Freunden enttäuscht worden. Ich hatte das nicht erwartet, aber beim Reden über das Leid in der Welt waren wir plötzlich beim ganz persönlichen Leid angekommen und wir konnten uns wie Freunde austauschen. Er meinte am Ende, dass wir uns hoffentlich irgendwann wieder sehen. Spontan lud ich ihn ein, Verlobten und mich demnächst an unserem neuen Wohnort zu besuchen. Wir tauschten die Nummern aus und nun bin ich gespannt, ob er sich meldet.

Aber wie auch immer: Ich habe heute neu verstanden, dass jeder Mensch - ganz egal welcher Herkunft und Religion - ein Mensch ist wie du und ich. Jeder sehnt sich nach Freundschaften. Jeder sehnt sich nach Menschen, mit denen man Leben teilen kann. Ich will unverkrampft und echt eine Freundin für andere sein. Und in Freundschaften Gottes Liebe weitergeben. Gott kann jeden von uns gebrauchen, um Menschen mit seiner Liebe zu erreichen. Ich sehne mich danach, dass er es reichlich tut.