Mission

Peru/Arequipa

24 Stunden Heilige Nacht

Die Altstadt Arequipas kommt selten zur Ruhe. Nur zwischen zwei und vier Uhr morgens wird der Fluss hörbar und bekommt nur von denen Aufmerksamkeit, die keinen Schlaf finden. Selbst die vielen Vorhängeschlösser, die Liebespaare ans Eisengeländer der alten Kolonialbrücke gehängt haben, scheinen nur diesen Moment zu haben, um von ihrem ewigen Liebesversprechen zu träumen. Kühler Nebel steigt auf. Wie Tränen überziehen Tropfen die ineinander verschlungenen Schlösser und befeuchten das Kopfsteinpflaster.

Tränen möchten auch Elias kommen, als er um 3.30 Uhr mit seinem Taxi die Brücke überquert, vorbei an Straßenkötern und Müll neben dem Bordstein, den er geschickt umkurvt. Heute bremst er nicht wegen der Hunde, sondern wegen drei Kindern: Julia (6) und Silver (4) streunen mit seiner vier Monate alten Schwester Alva auf dem Arm durch die Gassen. Mitten in der Nacht suchen sie ihre Mütter - orientierungslos, barfuß und durchfroren.
Elias bringt sie zusammen mit einer Polizeistreife zur Erstversorgung und Notaufnahme ins Krankenhaus. Stunden später und deutlich alkoholisiert treffen die Mütter bei der Polizeiwache ein.

Inzwischen klingelt die Staatsanwältin für Familienangelegenheiten bei Gloria und José, den Leitern eines Kinderheims. Die beiden sind zu ihren 40 Kindern und Teenagern aus verwahrlosten und zerrütteten Elternhäusern immer wie Vater und Mutter. José war selbst als Kind und Jugendlicher durch Peru vagabundiert, er hat die Liebe Gottes an Leib und Seele erfahren. Eigentlich ist ihr Heim längst schon ausgelastet. Doch „Amor de Dios“ (die Liebe Gottes), wie sie ihr Heim nennen, öffnet ihre Arme ohne Einschränkung.
Heute erleben unsere drei kleinen Vagabunden von der „Liebesbrücke“ hier die notwendige Fürsorge und ein neues Zuhause. Sechs Monate kann die Prüfung von Fürsorgerecht und Vormundschaft dauern, und es ist ein ständiges Kommen und Gehen der Kinder. Einige bleiben nur kurz, andere über Jahre.

„Es ist schon komisch, zu Weihnachten werden plötzlich alle Christen“, meint José und macht damit eine Anspielung auf die flutwellenartige Hilfsbereitschaft vieler Leute zu Weihnachten. „Wie es uns übers Jahr geht, berührt die wenigsten, dabei haben wir einen 24-Stunden-Tag und die Heilige Nacht noch dazu.“ Deshalb unterstützen wir als „Kinderhilfe Arequipa“ der DMG sie ganzjährig. Wir helfen ihnen mit Milch, Haferflocken, Zucker und mehr, dazu mit medizinischer Betreuung.

Von Siegfried und Dorothee Reuter
(DMG-Mitarbeiter in Peru)

Zur Kinderhilfe Arequipa der DMG:www.DMGint.de/Kinderhilfe-Arequipa

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