Jesus & ich – nach Feierabend
Es gibt Momente in meinem Leben, da nervt es mich, wenn jemand dazwischenfunkt. Das ist mir unangenehm – weil ich jemand sein will, der Menschen echt gern hat. Aber manchmal wird es mir zu viel. Am Tag nach einer Freizeit will ich gerne ausschlafen – WEHE jemand macht das kaputt. Wenn ich lese, bin ich innerlich immer ein bisschen sauer auf Leute, dir mir IN DEM MOMENT eine Frage stellen müssen. Wenn ich spät dran bin (jaaaa das passiert öfter), werd ich super ungeduldig mit Leuten, die nicht auf den Punkt bringen, was sie sagen wollen, und MICH aufhalten.
Manchmal kann ich das gut verbergen. Manchmal nicht so. Aber darum geht’s auch nicht. Es geht um mein Herz. Und das will die Menschen in dem Moment einfach nur loswerden.
Manchmal kratzt es an meinem Ego, manchmal ist es Balsam für meine Seele, Jesus in so einer Situation zu beobachten: Wenn sich wortwörtlich tausende Menschen an ihn drängeln. Nachdem er Blinden die Welt gezeigt, Querschnittsgelähmte auf ihre Füße gestellt, sich komplett hingegeben hat. Wenn es endlich Abend wird, die Jünger ihre Sachen zusammenpacken – und Jesus in die Menge blickt und sagt: „Die tun mir leid!” (Matthäus 15,32a)
Sätze wie dieser bewegen mich total.
...weil Jesus Feierabend hat! Verdienten Feierabend. Jesus ist gerade so alt, wie ich. Wie dein Jugendleiter. 30 Jahre ungefähr. Nach einer 72-Stunden-Schicht ist die Power weg, und das ist okay. Und trotzdem ist sein Blick beim anderen, und nicht bei sich selbst. Jesus stellt die Bedürfnisse der 4000 Männer mit ihren Frauen und Kindern vor seine eigenen. Und gibt den Menschen zu essen.
...weil Jesus sich um den “ganzen Menschen” kümmert! Mal ehrlich, dass die Leute Essen brauchen, darauf hätten sie selbst kommen können. Überhaupt, „der Mensch lebt nicht nur vom Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt“ (Matthäus 4,4). Könnte man jetzt sagen. Aber Jesus sieht den ganzen Menschen. Mit allen Bedürfnissen und Fragen und Sehnsüchten und Problemen. Selbst ein knurrender Magen bewegt ihn.
...weil Jesus die Herzen sieht. Das ist vielleicht der erstaunlichste Punkt. Jesus kennt die Leute. Er weiß, dass der Blinde, den er gerade geheilt hat und die Familie, die sich gleich am Fischbrötchen satt essen wird, schon auf dem Heimweg an ihm zweifeln und wenig später lautstark „Kreuzigt ihn!“ rufen werden. Und trotzdem reagiert er nicht schnippisch. Oder verletzt. Sondern voller praktischer Liebe.
Mich beeindruckt der Blick von Jesus auf Menschen so sehr. So will ich auch mit anderen umgehen: Mich unterbrechen lassen. Mich auch in herausfordernden Situationen nicht nur um meine Bedürfnisse drehen, sondern die Bedürfnisse von anderen sehen.