Wie kann Gott es einerseits als Gebot wollen, dass die Israeliten nicht töten und auf der anderen Seite zu ihnen sagen, dass sie viele Völker töten sollen?

  1. Ich tippe mal, dass du beim Gebot „nicht töten“ die Zehn Gebote meinst und beim Töten vieler Völker bspw. die Auslöschung von Midian 4. Mose 31 oder Kanaan 5. Mose 20,16.17 meinst. Wenn du aber genauere Fragen hast, kannst du dich nochmal melden.
  2. Ich verstehe das ganze so: Es ist nicht vergleichend gemeint oder als Metapher, sondern die Dinge sind so passiert, wie sie dort stehen. Ich verstehe die Bibel so, dass sie bei diesen Geschichten sogar einen möglichst geschichtlichen Anspruch hat. Aber warum macht Gott das?ber warum macht Gott das? Ich glaube, dass Gott den Menschen im Rahmen seines Lebens einen freien Willen gibt. Das Leid, das wir erleben ist seit dem Sündenfall da. Für das Gute entscheiden wir uns nicht sehr häufig. Das mag in alten Zeiten noch viel häufiger drastischer der Fall gewesen sein. Angesichts der barbarischen Taten, zu denen Menschen noch vor nicht einmal 100 Jahren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fähig waren, sowie der Grausamkeiten, die Menschen auch heute noch begehen können, sollten wir uns über die Grausamkeiten der früheren Jahrtausende der Menschheitsgeschichte nicht wundern. Wenn man mit der Brille des 20. Jahrhunderts auf tausende Jahre Menschheitsgeschichte zurückblickt hat sich im Prinzip nichts verändert. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich in Bezug auf meine Sicht auf die Menschheit heute in einem absolut hohen Elfenbeinturm lebe. Ich verkenne die Grausamkeit der Menschen im christlich geprägten und von aufklärerischen Idealen geprägten Westen.Man muss sich nur mal anschauen, welche Kriegshandlungen auf Internetseiten zu finden sind, wo Gewalt nicht zensierst ist (also nicht YouTube, Vimeo, usw). Als ich Anfang 20 war, habe ich mich mal getraut, mir das etwas anzuschauen. Für 30 Minuten: Enthauptungen, Verbrennungen, Massengräber, Erschießungen, Axtmorde, Granateneinschläge, Vergewaltigungen. Alles kein Hollywood, aber alles gefilmt. Danach ist mir schlecht geworden. Das Ideal des guten Menschen, das durch unsere Medien und damit auch durch unsere Köpfe geistert, ist ein Hirngespinst!rt, ist ein Hirngespinst! Wo wir als Menschen totale Macht haben und uns keiner bremsen kann, tritt unsere hässliche Fratze richtig nach draußen. Und das ist so, obwohl wir uns seit 1948 durch die Erklärung »er Menschenrecht« schon „verbessert haben“. Allerdings nur zu einem kleinen Teil. Deswegen sehe ich auch die Gewalt des Alten Testaments, die auch im Neuen Testament nicht viel besser aussieht – man muss sich nur vorstellen, dass bei der Kreuzigung wahrscheinlich hunderte Schaulustige dabei waren –, als ein unvermeidliches Leid, das die Sünde in unsere Welt gebracht hat. Wir Menschen entscheiden uns für die Sünde und entscheiden uns für die Gewalt. Gott lässt der Sünde in unserer Welt zum großen Teil freien Raum. So fanden seit der Menschheitsgeschichte zehntausende Kriege statt. Häusliche, nachbarschaftliche und familiäre Gewalt ist nicht zu zählen. Weshalb Gott das zulässt, kann ich dir nicht erklären. Meine einzige mögliche Antwort ist, dass es Freiheit braucht, um zu lieben. Freiheit das Gute zu wählen. Und eben auch – leider mehrheitlich – das Schlechte wie beim Sündenfall.
  3. Nach dieser Einleitung, einige kurze Gedanken zur Frage:
  4. Der biblische Gott ist kein Kriegstreiber. Die Vernichtung dieser Völker bleiben einzelne Ereignisse, selbst in der Geschichte Israels. Es gibt keine weiteren Aufträge, in seinem Namen den gesamten Orient zu erobern oder ununterbrochen "mit dem Schwert zu missionieren".  Obwohl wir auch nicht vergessen dürfen, dass Gott verantwortlich für den natürlichen Tod eines jeden Menschen auf der Welt ist. Er „lässt uns sterben" (bzw. nimmt jedem das Leben) und er lässt auch zu, dass Menschen Menschen töten. Der "liebe Gott" ist also direkt oder indirekt verantwortlich für den Tod jedes Menschen. Alles Zulassen eines Todes und alle Vernichtungen der Feinde Israels haben einen Grund, denn Gottes Handeln ist nicht unbegründet und Gott weiß mehr über die Hintergründe als ich aus dem Bibeltext entnehmen darf. Das Volk handelte nicht auf eigene Initiative, sondern akzeptierte ganz klar die Grenzen, die Gott für sein Volk absteckte. So war es völlig untypisch, dass Israel seit der Landeinnahme in Kanaan weitere Eroberungskriege für mehr Land führte.
  5. Weiterführend
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